Paul Senn Fotoreporter


Paul Senn wird zusammen mit Gotthard Schuh und Hans Staub zu den drei grossen «S» der Schweizer Reporter-Generation zwischen 1930 und 1950 gezählt. In der Ära Kübler erreichte er bei der «Zürcher Illustrierten» und später beim «Du» nationale Bekanntheit.

Er gilt als Vertreter einer neuen Bildsprache, die den Alltag der Menschen zum Thema machte. Insgesamt fotografierte er für über vierzig schweizerische und ausländische Illustrierte.

In der Schweiz entstanden Reportagen über die bäuerliche Welt und die Arbeiterschaft. Daneben bereiste er die meisten Länder Europas und hielt sich später auch in Süd- und Nordamerika auf. Das Archiv von Paul Senn kam 1982 als Depositum der Gottfried Keller Stiftung an das Kunstmuseum Bern.


1901 — 1929


Mit Hanna, um 1905. Mit Harmonika, um 1920. Mit Neffe Klaus, um 1929. Barcelona, um 1929.
 
1901 Paul Senn kommt am 14. August im aargauischen Rothrist zur Welt, wo sein Vater – ein gebürtiger Berner – als Stationsvorstand für die Schweizerischen Bundesbahnen arbeitet.
um 1908 Die Familie zieht nach Bern zurück, wo Paul Senn die Primar- und die Sekundarschule besucht.
um 1917 Die Eltern raten von einer künstlerischen Karriere ab. Senn wird Reklamezeichner und Retuscheur und zieht früh aus dem Elternhaus aus.
Nach der Ausbildung arbeitet er in verschiedenen europäischen Städten und in der Schweiz.
1922 Arbeit als Grafiker in Lyon.
1924 Bildredaktor bei den «Basler Nachrichten». Es erscheinen erste Fotografien als Zeitungsillustrationen.
1927 Aufenthalte in Mailand und Genua.
1928 Aufenthalte in Deutschland, Belgien, Frankreich und Spanien (Barcelona).
In Bern eröffnet Paul Senn ein Grafik- und Werbeatelier.


1930 — 1939


Auf Reportage, 1931. Ausflug, um 1935. Bürgerkrieg, Spanien, 1937. Vor der Hütte, um 1935.
 
1930 Paul Senn beginnt als Reporter zu arbeiten. Arnold Kübler engagiert ihn für die «Zürcher Illustrierte». Daneben fotografiert er für die «Berner Illustrierte». Diese beiden Zeitschriften sind seine wichtigsten Auftraggeber in den 1930er Jahren.
1931 Senn fotografiert praktisch aussliesslich in der Schweiz. Im Februar reist er nach Italien und besucht in Florenz das Grab von Karl Stauffer.
1932 — 1933 Reisen nach Frankreich, Italien und Spanien.
1934 Senn besucht Pablo Casals, den er 1931 in Bern kennenlernte, in seinem spanischen Wohnort Vendrell bei Barcelona. Es erscheinen mehrere Reportagen über Kultur und Wirtschaft Spaniens.
1935 — 1937 Ausser Spanien, Italien und Frankreich bereist Paul Senn den Balkan. Er kommt nach Athen, Istanbul und Bukarest.
1937 Nach 1935 ist er ein zweites Mal in London. In Spanien bricht der Bürgerkrieg aus. Senn begleitet einen Hilfskonvoi ins Kriegsgebiet. Die «Zürcher Illustrierte» berichtet im Juni in einer Sondernummer über die Ereignisse.
1939 Im Januar ist Senn beim Übertritt spanischer Kriegsflüchtlinge im französischen Le Perthus dabei. Im Sommer reist er in die USA. Die Reportagen dazu erscheinen unmittelbar und während der Kriegsjahre.


1939 — 1945


Im Aktivdienst, um 1940. Bei M. Lauterburg, 1941. An der Grenze, um 1943. Lyon, 1944.
 
1939 — 1945 Im Zweiten Weltkrieg leistet Paul Senn Militärdienst im Armeefotodienst und in der Einheit Heer und Haus.
1941 Die «Zürcher Illustrierte» stellt ihr Erscheinen ein. Paul Senn arbeitet nun ständig für die «Schweizer Illustrierte» und für die «Sie + Er.»
1942 Senn reist nach Südfrankreich und berichtet über die Aktivitäten des Schweizer Hilfswerks und ausgewanderte Schweizer Landwirte. In Banyuls sur Mer besucht er den Bildhauer Aristide Maillol.
In der Schweiz bemüht er sich vergeblich, einen Bildband über bildende Künstler zu veröffentlichen.
1943 Für «Die Nation» macht Paul Senn zusammen mit Peter Surava eine ganze Reihe sozial engagierter Reportagen. Der Bildband Bauer und Arbeiter erscheint.
1944 Ende September fahren Paul Senn und Peter Surava nach Lyon. Die beiden berichten über die Aufbauarbeiten und die Exhumierung massakrierter französischer Widerstandskämpfer.


1945 — 1953


Deutschland, um 1947. Zürich, 1951. Überfahrt, 1951. Paul Senn, um 1951.
 
1945 Unmittelbar nach Kriegsschluss reist Paul Senn in die befreiten europäischen Länder. Im Auftrag des Roten Kreuzes und der Schweizer Spende fotografiert er in Deutschland und Frankreich.
1946 Im Auftrag der «Schweizer Illustrierten» fährt Senn in die USA. Er fotografiert in New York und besucht Schweizer Kolonien in verschiedenen Städten.
1947 Eingeladen von der Schweizer Spende reist Senn zusammen mit weiteren Schweizer Reportern nach Finnland. In Deutschland dokumentiert er den Wiederaufbau. Er hält sich in München, Gelsenkirchen und im Ruhrgebiet auf.
1948 — 1949 Senn arbeitet hauptsächlich in der Schweiz. Kurze Aufenthalte führen ihn nach Italien.
1950 Senn bereist Deutschland, Frankreich und Italien und bleibt eine Woche in England.
Er lernt Ida Marti kennen, die seine Lebensgefährtin wird.
1951 Zusammen mit Werner Bischof, Walter Läubli, Gotthard Schuh und Jakob Tuggener ist Paul Senn bei der Gründung des Kollegiums Schweizerischer Fotografen dabei. Im April schifft sich Paul Senn in Antwerpen Richtung Südamerika ein. Über Texas reist er nach Mexiko, wo er sich über einen Monat aufhält. Im Juli hält er sich kurz in den Südstaaten der USA auf und fährt nach Kanada weiter. Mitte September kehrt er in die Schweiz zurück.
1952 Seit der letzten Amerika-Reise ist Paul Senn gesundheitlich angeschlagen. Die Diagnose Nieren-Leberkrebs wird ihm verheimlicht.
Er reist nach Italien und Spanien. Im Dezember wird er in den Werkbund aufgenommen.
1953 Paul Senn stirbt am 25. April im Ziegler-Spital in Bern.